Landschaftskunde- — Der Harz und seine Vorberge.
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in den zahlreichen Sommerfrischen und Kurorten- Den Eintritt in das Innere des Ge-
birges erleichtern bereits 4 Bahnen, es wird durchschnitten von der „Harz-Querbahu"
Nordhausen—ilfeld —Drei Annen—wernigerode.
Vor allem aber ist der Harzer Bergmann, der im tiefen Erzgange das „Fäustel"
schwingt. Die Urgebirgsmasse des Harzes birgt so ziemlich alle Gesteine der Primär-
zeit i) der Erde, er ist für den Gesteins- wie den Pflanzen- und Tierkundigen ein wahres
„Naturalienkabinett". Es überwiegen Grauwacke und Schiefer, im Oberharze viel Carbon,
durchbrochen von vulkanischen Auswurfstoffen, wie Diabas, Granit, Quarz-Porphyr und
Basalt. Um das Gebirge aber schlingt sich ein Band von Kupferschiefer, dessen Aus-
beute das Mansseldische zu dem (nächst Spanien) ersten Kupferlande von Europa gemacht
hat. Der Oberharz besteht vorwiegend aus Kulm-Grauwacke, von Erzgängen durchsetzt,
namentlich von silberhaltigen Bleierzen, Zinkblende und Kupferkies. Daher hier 6 von
den 7 Bergstädten: Grund, Lautenthal, Wildemann, Zellerfeld, Klausthal und Altenau.
Die 7., Sankt Andreasberg, liegt in dem wild zerrissenen Dreiecke zwischen der Sieber
und der Oder, das vorwiegend Silbererze liefert. Der Rammelsberg (d. i. Rabenberg)
bei Goslar spendet Blei- und Kupfererze. Eisenerze besonders bei Zellerfeld und in
dem Striche Elbingerode — Rübeland — Harzgerode- (Weiteres über den Bergbau s.
S. 38.) Wald und Erz sind die Kleinode des Harzes; daher der alte Harzspruch:
„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz;
Gott schenke uus allen ein fröhliches Herz!"
Unter den zahlreichen Höhlen, welche durch die Auflösung des Gipses und Stein-
salzes durch das Wasser entstanden sind^), war ehemals die berühmteste die Einhorn-
höhle bei Scharzfeld, reich an Zeugnissen aus vorgeschichtlicher Zeit. Überreste vor-
weltlicher Tiere (Höhlentiere der Tertiärzeit) sind massenhaft gefunden in der Bau mann s -
und der Bielshöhle bei Rübeland. Hier wird am meisten aufgesucht die am besten
zugängliche Hermannshöhle, die am schönsten mit weißen Tropfsteingebilden ge-
schmückt ist.
Von den nördlichen Vorbergen des Harzes, deren bunt durcheinander
gestreute Menge von niederen Höhen mit Einzelbenennungen von den Geo-
graphen auch wohl als snbhercynisches Hügelland zusammengefaßt wird,
sind zu nennen: In unmittelbarer Nähe des Unterharzes bei Blankenburg und
Thale der merkwürdig zerrissene Quadersandstein der Teufelsmauer; der
Oderwald und die Asse, je auf einer Seite der Oker oberhalb Wolfen-
büttels; der breite Rücken des Elm mit dem Herzberg (327 m), mit schönem
Buchenwalde bestanden, spärlich bewohnt. Endlich die Helmstedter Höhen,
l. längs der obersten Aller. Zwischen dem Ostrande des Elms und dem
Westrande der Helmstedter Höhen erstreckt sich das große Helmstedter Braun-
kohlenlag er, etwa 25 km lang und 6 km breit, mit zahlreichen Schachten
und mehreren Tagebauen. Die vielen Zn,ckersiedereien im Braunschweigischen
und Magdeburgischen werden durch diese Kohlen versorgt.
*) Die Geschichte von der Bildung unserer Erde wird in die Urzeit und 4 weitere
Abschnitte von der Primär- bis Quartärzeit eingeteilt. Wir stehen in der letztgenannten.
-) Das Durchfließen des Wassers und seine chemische Wirkung hat am meisten zur
Bildung von Hohlräumen beigetragen, und die Höhlen von Rübeland sind zweifellos
durch die Bode ausgespült, welche dabei aber den vorhandenen Spalten gefolgt ist.
Entsprechend der o.w. Zerspaltnng des Kalkfelsens läuft die Längsrichtung der Höhlen
von O. nach W. Die Tierreste, z. B. die des Höhlenbären, sind in die Höhlen durch das
Wasser hineingespült, nur in den seltensten Fällen liegen sie in ihrer ursprünglichen Lage.
Spuren des Menschen fanden sich nur in den obersten Schichten der Einhornhöhle-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
starke Rückgang der Schafzucht, die nicht mehr lohnt. In H. haben Aurich und Stade
weitaus den stärksten Bestand an Pserden. Sie versenden diese weithin. Berühmt ist
das Königl. Landesgestüt in Celle. Aurich kann sehr starken Handel mit „ostfriesischem
Rindvieh" betreiben, und der Kreis Hoya hat mit 1335 Schweinen auf 1006 E. den
größten Verhältnissatz im Reiche (246). — Die Bienenzucht geht leider immer mehr
zurück. Von allen Stöcken H.'s besitzt Lüneburg fast
6) Fischerei. Der arg zerrüttete Fischbestand unserer Binnengewässer wird
durch rege Fürsorge von Regierungen und Privatleuten, namentlich auch durch den
Deutschen Fischereiverein wieder gehoben. Die Einführung von Schonzeiten, die künst-
lichen Brutanstalten, z. B. in Herrenhausen und bei Hameln, das Aussetzen von Mil-
lionen von Fischeiern weisen bereits günstige Wirkungen auf. Am Stauwerke bei der
Weserbrücke bei Hamelu ist immer noch die bewährteste Stelle des Lachssanges. Zur
Zucht von Edelfischen sind vielfach große Teichanlagen geschaffen, und in der Lüneburger
Heide, so im Kreise Soltau, werdeu künstlich überschwemmte Wiesen mit Erfolg dazu ver-
wandt.
In der Seefischerei ist Hannover jüngst stärker vorwärts gekommen. Die Küsten-
fischerei, namentlich auf Schollen, Schellfische und Granaten (Garneelen) wird zwar von
vielen Küstenorten, aber nur von Norderney lebhaft betrieben. Hochseefischerei, die
ilir Augenmerk besonders auf den Hering und den Schellfisch richtet und bis über die
Doggersbank hinaus ihre Beute sucht, wird von Emden, dem zum Teil hamburgischen
Finkenwerder und ganz besonders von Geestemünde betrieben, wo 1897 ein großer
Fischereihafen von der Regierung angelegt ist. 1893 besaß Hannover 177 Fahrzeuge
für Hochseefischerei von 436 in ganz Preußen. Das halbe Hundert Fischerei-Dampfer Geeste-
mündes treibt den Schleppnetzfang mit großem Erfolge, aber ihre und anderer Nord-
feestaaten Arbeit droht durch Raubfischerei das einst so reiche Deutsche Meer zu entvölkern.
7) Bergbau. Die Fundorte von Bausteinen, von Steinkohlen (s. S. 9 f.)
und Braunkohlen (f. S. 7) sind unter Kap. Ii genannt worden. H. liefert
an Steinkohlen etwa Tl(7 des Gesamtertrages im Staate. — Es besitzt 12 Salz-
werke, welche fast \ des ganzen Ertrages von Preußen liefern, davon Lüne-
bürg allein etwa es folgen Linden und Stade. Br.'s größtes Salzwerk
liegt bei Schöningen. Im letzten Jahrzehnt haben die Bohrungen auf Kali-
salz, dem gesuchten Dungmittel der Landwirtschaft, zwar viele Enttäuschungen,
aber auch große Erfolge gezeitigt, den größten an der Asse, in Thiederhall.
Hier ist 1894 in 533 m Tiefe ein überaus bedeutendes Kalilager gefunden,
das erst bei 633 m durchbohrt war. — Der Raseneisenstein (Ortstein)
wird wegen seiner mäßigen Güte wenig mehr benutzt, Eisen besserer Art
findet sich im Osnabrücker Berglande (S. 10), bei Peine (S. 30) und im
Harz (S. 7), dem überhaupt der größte Teil der Roherzeugung von Me-
t allen zufällt. Die Hütten und Bergwerke des Oberharzes erhalten einen
großen Teil der Bevölkerung und werfen außerdem jährlich einen Rein-
gewinn von mehr als 1 Mill. Jl ab.
8) Fabriken und Gewerbe. Weder Braunschweig noch Hannover sind,
verglichen mit dem Königreiche Sachsen, mit Westfalen und dem Rheinland,
Gewerbeländer ersten Ranges. Dennoch ist der Gewerbebetrieb mannigfaltig
und leistungsfähig. Er blüht, wo sich Eisen und Kohlen finden, dann in den
großen Städten oder in ihrer Nachbarschaft (z. B. in Harburg, Wunstorf,
Lehrte, Hemelingen), im Harz und dem Hügellande n. von diesem. Braun-
schweig und das s.ö. Hannover besitzen jedes über 30 Znckersiedereien,
ersteres liefert etwa 7,2, letzteres 9,->% des im ganzen Reiche gewonnenen Rüben-
zuckers. In Br. ist die Jute-Jndustrie höher entwickelt als sonst irgend-
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Pflanzen- und Tierleben. Geschichte.
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pflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stechpalme
(Hex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgiebt und anzeigt, daß an den
Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Jahreswärme von mindestens + C. und
eine mittlere Januartemperatur von etwa 0" herrscht. Nur wenige Teile unseres Ge-
bietes sind ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die ge-
nügeud die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergiebt allein schon mit Sicherheit
das Vorhandensein einer einmaligen Jnterglacialzeit (s. S. 11). — Über Waldbedeckung
und landwirtschaftliche Pflanzen f. S. 37, über die Moore S. 12.
Die Tierwelt unseres Gebietes bietet recht wenig von derjenigen der benachbarten
Gebiete Abweichendes. Recht häufig ist noch in den Gewässern die Fischotter; der
Edelhirsch wird noch in einigen eingehegten Jagdbezirken, wie in der Göhrde und im
Saupark, gefunden, hier und im Solling ebenso das Wildschwein. Dem Seehund,
der ein so gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Jnseln eifrig nachgestellt,
die Seemöwe hingegen, die mindestens ebenso schädlich ist, auf einigen von jenen Inseln
wegen ihrer Eier geschützt. Der Granat- oder Garneeleu-Fang liefert an den Küsten
eine lohnende Ausbeute. „Entenfänge" bestehen noch an verschiedenen Orten, so
bei Celle. — Die genügsame Heidschnucke, das Charaktertier der Heide, der „Neger-
stamm unter den Schafen", die auszusterben drohte, wird hoffentlich jetzt mehr gezüchtet
werden, da Fleisch und Fell beliebte Handelsgegenstände geworden sind. — Über Vieh-
zucht und Fischerei s. S. 37 f.
V. Geschichte.
1) Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das
Begrabene so wohl erhaltenden, tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern, so-
dann in den Befestigungswerken, wie den Langwällen, den sogenannten „Land-
wehren" oder „Schwedenschanzen", die aber viel älter find als die Schwedenzeit,
Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen Boden bewohnte.
Eine Besiedlung vor der Einwanderung der Germanen ist hier nicht nach-
gewiesen, und diese muß ziemlich spät, kaum früher als um das Jahr 1000 erfolgt sein.
Sie ist eingetreten in der sogen, neolithischen Periode oder der jüngeren Steinzeit.
Die Funde an Waffen und Werkzeugen bestehen ganz überwiegend aus Stein- und
Töpferwaren, jedoch scheinen weder Bronze (eine Mischung aus etwa 90% Kupfer
und 10 % Zinn), noch Eisen, noch Edelmetalle selbst in der ältesten Zeit ganz gefehlt zu
haben, so daß von einer „metalllosen Zeit" hier nicht wohl die Rede sein kann. Jedoch
sind diese Metallgegenstände bis in die römische Zeit ganz überwiegend aus älteren Kultur-
läudern, also aus dem Süden, von Händlern herbeigebracht. Die Bronze, die am
häufigsten gefunden ist, diente zu Schmuckwaffen und andern Ziergegenständen, das Eisen
wird vielleicht deshalb in den Fundstätten aus der ältesten Zeit weniger gefunden, weil
es leichter vergänglich ist. Eine gewisse Gliederung iu Kulturabschnitte läßt sich am
besten an der Hand der Bestattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a. Steingräber mit einer großen, aus unbehauenen Steinblöcken hergestellten
Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Die „7 Steinhäuser"2) bei Fallingbostel. Das
größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück, 86 m lang. Älteste Funde ger-
manischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen3).
./) Die Bemerkungen über die vorgeschichtliche Zeit folgen den Darlegungen in der
Schrift „Unsere Vorzeit" von F. Tewes. Hannover 1888.
2) Der größte der noch vorhandenen 5 Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen Block
von 4,82x4,38 m, 0,7 2 m dick. Einer zeigt die Spuren eines Ringwalls oder Cromlechs.
3) An der Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher die Ver-
brettung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
2*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
1. Der Harz.
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Von den sieben Vergstädten stammt das nur zu 330 m ansteigende Grund als die
älteste aus dem 15. Iahrh. Die übrigen sind alle in jüngerer Zeit entstanden und be-
sitzen weder Wall noch Tore. Zellerfeld ausgenommen liegen ihre Häuser, niedrig, mit
Schindeln verkleidet, äußerst reinlich, entweder an einer langgezogenen Straße oder
regellos zwischen weiten Wiesen und Weiden nahe am Walde, oder aber wie in
Zt. Andreasberg übereinander an steiler Vergeslehne. Lautenthal, Wildeinann;
die Doppelstadt Zellerfeld-Clausthal zählt 13000 Einw. Clausthal, recht eigentlich
die Hauptstadt des Oberharzes, ist Sitz des Ober-Bergamtes, hier blüheu die Berg-
akademie, die Bergschule und andere Bildungsanstalten für Grubenbetrieb. Weiter
östlich, nahe dem Brockenfelde, Altenau. — Südöstlich des Ackers, im wild zerrissenen
Dreieck zwischen der Sieber und der Oder, das vorwiegend Silbererz lieferte, als siebente
St. Andreasberg?, dessen oberes Ende 627 m erreicht, viel aufgesucht von Lungen-
kranken. Den Andreasbergern bringt die Zucht der Kanarienvögel jährlich gegen
200000 Mark Reingewinn, über 35000 Stück werden jährlich verkauft, und die „Harzer
Roller" wandern weithin übers Meer.
Der Rammelsberg (d. t. Rabenberg) bei Boslar spendet Blei- und Kupfererze.
Eisenerze besonders bei Zellerfeld und in dem Striche Elbingerode-Rübeland —Harz-
gerode. (Weiteres über den Bergbau s. S. 51.)
Unter den zahlreichen Höhlen, die durch die Auflösung des Kalkes und Stein-
salzes durch das Wasser entstanden sind3, war ehemals die berühmteste die Einhorns
höhle bei Scharzfeld, reich an Zeugnissen aus vorgeschichtlicher Zeit. Überreste
„vorweltlicher" Tiere sind massenhaft gefunden in der Naumanns- und Biels-
höhle bei Rübeland. Hier wird am meisten aufgesucht die am besten zugäng-
liehe Hermannshöhle, die am schönsten mit weißen Tropfsteingebilden geschmückt
ist. (S. Bild 8, S. 65.)
Randorte des Harzes.
Blankenburg a. H. (11), bereits seit dem 9. Iahrh. bekannt, zieht wegen seiner
schönen Lage am Fuße des Blankensteins (337 m), der das herzogliche Schloß trägt,
und der mannigfaltigen Reize seiner Umgebung immer mehr Fremde zum dauernden
Wohnen in seinen Bereich. Es ist der Hauptort des braunschweigischen Kreises
Blankenburg, der über den ganzen Unterharz bis nach Walkenried und dem Ravens-
berg bei Sachsa reicht. Südöstlich von Blankenburg die 4 km lange Teufelsmauer,
ein von der Verwitterung wild zerrissener Zug aus Quadersandstein. Nordöstlich in
einem preußischen Einschlüsse der Regen stein mit der merkwürdigen, aus dem Sand-
stein herausgearbeiteten „Raubgrafenburg". — Im Stolbergischen Wernigerode und
Ilsenburg.
1 Siehe Bilderanhang S. 66.
2 Der Name rührt von den Erzgängen her, die hier in Gestalt eines Andreas-
Kreuzes laufen. Der Erzbergbau ist hier wie in Altenau ganz eingestellt.
8 Das Durchfließen des Wassers und seine chemische Wirkung hat am meisten
zur Bildung von Hohlräumen beigetragen, und die Höhlen von Rübeland sind durch
die Bode und unterirdische Wasserläufe ausgespült, welche dabei aber den vorhandenen
Spalten gefolgt sind. Entsprechend der ostwestlichen Zerspaltung des Kalkfelsens läuft
die Längsrichtung der Höhlen von 0 nach W. Die Tierreste, z. B. die des Höhlen-
bären, die aus der Eiszeit stammen, sind in die Höhlen durch das Wasser hinein-
gespült, nur in den seltensten Fällen liegen sie in ihrer ursprünglichen Lage. Spuren
des Menschen fanden sich in den obersten Schichten der Einhornhöhle, sodann in der
neuen Baumanns- wie der Hermannshöhle.
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3. Das Ostfälische oder Leine-Bergland.
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3. Das Ostfälische^ oder Leine-Vergland.
Grenzen: Im 8 der westlich gerichtete Lauf der Leine und die unterste
2berra; im 0 der Harz,- im N der Höhenzug vom Austritte der Oker aus
dem Harz bis an die Leine und an die Senke, in der die Eisenbahn von Elze
nach Hameln läuft,- im W die Weser.
Die mannigfaltigen Züge dieses bunten Hügellandes halten im ganzen die
Harzer Streichungsrichtung inne, sind aber im einzelnen vielfach eingebogen,
und unter ihnen bildet der Hils sogar ein flaches Eirund. Dichter Laubwald
auf den Höhen, in der Niederung fette Äcker mit Weizen, Zuckerrüben und
Tabak und dichtgedrängte Ortschaften - so wird das landschaftliche Bild an-
mutig und an Abwechselung reich. - Das breite Tal der Leine scheidet von
Friedland an, wo der Fluß nach N umbiegt, das Bergland deutlich in eine
westliche und eine östliche Hälfte. Im 8 erweitert es sich zur Göttinger Senke,
und diese setzt sich - wenn auch nicht ununterbrochen - durch das westliche
Hessen bis in die Oberrheinische Tiefebene fort.
Das Gestein ist aus den Schichten entstanden, die von Meeren oder Süßwasser-
becken abgelagert wurden, die in der Sekundärzeit der Erde diese Gegenden über-
fluteten. Die drei Schichten der Trias - Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper — sind
aber oft so verschoben, daß sie nicht über-, sondern nebeneinander liegen. Darüber
und daneben lagern sich jäh aufsteigende Mauern von jüngerem Gestein, weißem und
schwarzem Jurakalk, Dolomit, Kreide und Hilssandstein. Das Tal der Leine verläuft
zwischen Keuper und Buntsandstein, der namentlich auch das Wasser ihrer Neben-
flüsse Ruhme und Innerste rot färbt. Im ganzen überwiegt das letztgenannte Gestein,
denn mit Nordstemmen beginnt das große Buntsandstein-Dreieck, dessen andere Spitzen
am Böhmer Walde und bei Basel liegen.
Politisch gehört ein Streifen wechselnder Breite, am schmälsten bei Kreiensen,
von der Weser bis an den Harz, zu den braunschweigischen Kreisen
Holzminden im W und Gandersheim im 0; fast alles übrige ist ein
Teil des Reg.-Bez. Hildesheim, während die Randgebiete den Provinzen
Hessen-Nassau und Sachsen angehören.
Alte Landschaftsnamen sind das Untere Eichsfeld, im So, als ehemaliger
Mainzer Besitz zu 91% katholisch, 1815 mit Hannover vereinigt; Fürstentum
Göttingen, der 8, bis 1463 selbständige weifische Herrschaft- das Fürstentum
Grubenhagen, benannt nach der Burg auf dem 299 m hohen Grubenhagen in der
Nähe von Einbeck, ist der 80 am linken User der Leine; Grafschaft Dassel, am
Solling. Endlich das Bistum nebst Stift Hildesheim, der No, 1803 säkularisiert
(d. h. in weltliches Gebiet verwandelt), 1815 mit Hannover vereinigt.
Wirtschaftlich ist dieses Gebiet als ein altes Durchgangsland vieler Straßen,
namentlich des Weges an der Leine, der den Verkehr von der See nach Süd-
deutschland vermittelt, eins der gehobensten im Reiche. Dazu tritt seine Frucht-
barkeit und das Aufwachsen der Industrie auf Grundlage der landwirtschaftlichen
Erzeugnisse (Zucker, Tabak, Papier) und der Bodenschätze (Kali, Kohlen, Eisen,
Zement, Asphalt, Salz und Bausteine).
1 Nach einem der drei Teile des alten Sachsens benannt (s. S. 39). Der Begriff
„Ostfalen" ist hier etwas werter ausgedehnt, damit die südlicheren Höhenzüge der
besseren Übersicht halber hier angegliedert werden können.
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Bodetal. — Hermannshöhle. 65
7. Das Bodetal im Harz unterhalb Rübeland. Kein anderer Fluß des deutschen Mittelgebirges
besitzt ein Durchbruchstal mit solch großartigen, fast senkrechten Felswänden. Auswaschung und Ver-
Witterung haben den Granit in überraschende Gebilde zernagt, in denen das Spiel der Einbildungs-
kraft allerlei Ähnlichkeiten zu entdecken liebt.
« ®tej?ermannsl)öhie beirübeland im Harz. Nahe dem Bodeufec im Schöße des marmorartigen
Kalkgebirges ist die Tropfsteinhöhle durch ehemalige unterirdische Wasserläufe ausgewaschen und dann durch
r- Don ^er ®e*e träufelnde Sickerwasser mit Tropfsteingebilden erfüllt worden. Die Säulen
wachsen sich vom Boden und von der Decke entgegen. An der Decke und an den Seiten hängen zarte steinerne
-vorhänge. Auf dem Boden liegen Tropfsteinhaufen, die dem gefrorenen Wasser eines Wasserfalles ähneln.
Oehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
70
Petroleumwerk. — Eingedeichte Nordseemarsch.
16. Petroleumwerk bei Wietze a. d. Aller. Fisch- und andere Tierleichen zersetzen sich unter Wasser-
und Schlammbedeckung zu flüssigen oder festen, teerartig riechendenkohlenwasserstoffverbindungen, von denen
das auf dem Wasser schwimmende, gelb bis dunkelbraun gefärbte, dünn- oder zähflüssige Erdöl poröse Ge-
steine durchtränkt, in Spalten aufsteigt und in Gestalt schwimmender Fettaugen auf Wassertümpeln sich zeigt.
Inzahlreichen Bohrlöchern westlich von Teile steigt es in großen Mengen aus der Tiefe meist langsam empor.
17. Eingedeichte Nordseemarsch. Ist der fruchtbare Schlamm, den die Flüsse der Nordsee zuführen, an
den Mündungsbusen derfliisse so hoch abgelagert, daß die „Marsch" über den mittleren Spiegel des Meeres
und der Flüsse hervorragt, so wird sie durch Deiche geschützt. Diese Dämme haben eine steile Innenseite und
eine flache, oft mit Stroh- und Steinwandungen geschützte Außenseite. Wenn die Ebbe eintritt, fließen die
aufgestauten Binnengewässer durch selbsttätige Schleusentore,,,Siele", unter den Deichen hindurch ins Meer.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
V. Geschichte.
37
erinnern. Recht häufig ist noch in den Gewässern der Fischotter' der Edelhirsch
wird noch in einigen eingehegten Jagdbezirken, wie in der Göhrde und im Saupark,
gefunden, hier und im Zolling ebenso das Wildschwein. Dem Leehund, der ein
so gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Inseln eifrig nachgestellt,
die Seemöwe hingegen, die mindestens ebenso schädlich ist, auf einigen von jenen
Inseln wegen ihrer Eier geschützt. Der Granat- oder Garneelen-Fang liefert an
den Küsten lohnende Ausbeutet „Entenfänge" bestehen noch an verschiedenen Orten,
so bei Celle. Über Viehzucht und Fischerei siehe S. 48 f.
V. Geschichte.
1. Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das
Begrabene so wohl erhaltenden tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern,
sodann in den Befestigungswerken, wie Wallburgen, Langwällen, den so-
genannten „Landwehren", „Schwedenschanzen", die aber viel älter sind als
die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen
Boden bewohnte.
a) Die ältere Steinzeit (paläolithische Periode) berührt sich mit der Eiszeit und
hat ihren Namen von den rohgearbeiteten Geräten und Waffen aus heimischen Ge-
steinen, mit denen die spärlich vorhandene Menschenwelt Höhlentiere, Höhlenhyänen
und Höhlenbären bekämpfte. Menschliche Knochenfunde sind nicht vorhanden.
b) Unendlich weiter vorgeschritten ist die jüngere Steinzeit, in der Geräte und
Waffen aus schön geschliffenen Gesteinen gefertigt wurden, die zum Teil aus weiter
Ferne stammen. Die Menschen wohnten viel dichter zusammen, denn die Funde sind
überaus zahlreich. Nicht nur Jagd, sondern auch Viehzucht und sogar schon Ackerbau
wurden betrieben, und in diese Zeit gehören die großen Steingräber (f. S. 38).
Wes Stammes die Menschen der beiden Steinzeiten waren, ob Kelten, Germanen
oder eine ganz anders geartete Urbevölkerung, steht dahin. Aber dafür, daß es
Germanen gewesen sein werden, spricht der Umstand, daß in Norddeutschland und
Skandinavien die Funde ganz gleichartig sind durch alle Stufen der Vorgeschichte bis
in die Eisenzeit hinein, in der sie unzweifelhaft von Germanen zeugen. Von allen
Metallen scheint in der Steinzeit nur das Kupfer in Gebrauch genommen worden zu
sein, aber ohne großen Erfolg.
c) Aus dem Zeitalter des Steines entwickelte sich allmählich die Bronzezeit. Die
Bronze, eine Mischung von Kupfer mit tl Zinn, diente zu Schmuckwaffen, Zieraten
(z. B. Kämmen, Schnallen, Armringen) und täglichen Gebrauchsgegenständen (Spaten,
Eimern). Ihre Fundstücke, so häufig in unfern Museen vertreten in smaragdgrünen
Resten, werden anfangs aus der vorgeschrittenen Kultur des Südens durch Händler
auf dem Wege des Rhönetales nach Germanien gebracht sein.
d) Die Eisenzeit führt uns zu den Germanen, und ihr Beginn wird um 1000 v. Ehr.
anzusetzen sein. Indessen mag es an der Vergänglichkeit des Eisens liegen, daß dieses
Metall an den Fundstätten älterer Zeiten nicht gefunden wird.
Montelius - Stockholm teilt die Bronzezeit in fünf, die Eisenzeit in sechs ver-
schieden? Perioden, deren jede etwa ein Jahrhundert dauerte, und gewinnt für die
dritte der Bronzezeit 1300, für die fünfte der Eisenzeit 600 v. Chr. Die Tatsache, daß
immer Funde aus angrenzenden Perioden gemeinsam vorkommen, läßt darauf schließen,
* Der Fang von Granaten wertete 1911 an der deutschen Nordseeküste 604000
von Schollen 11,5 Mill. M.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee-Inseln Celle Norddeutschland Skandinavien Germanien Stockholm
7. Bergbau. — 8. Fabriken und Gewerbe.
51
Ein besonderer Zweig ist die Heringsfischerei, die von 114 hannoverschen
Loggern, gegen 99 im Jahre 1905, betrieben wurde. 100 von ihnen gehörten Emden
und brachten 1906 32563 Kantjes^ Heringe ein gegenüber der Zahl von 86000 von
allen deutschen Nordseehäfen zusammen. Auf Geestemünde kamen rund 8000 Kantjes.
7. Bergbau. Die Fundorte von Bausteinen, von Steinkohlen (s. S. 18 ff.)
und Braunkohlen (s. S. 12) sind unter Kapitel Ii genannt worden. Der Ober-
bergamtsbezirk^ Clausthal liefert an Steinkohlen allerdings noch nicht 1 °/o
des Gesamtertrages im Staate, aber er besitzt 14 Kochsalzwerke, welche 1911
35,4 "/» des ganzen Ertrages von Preußen lieferten, voran steht Lüneburg,
dann folgen Linden, Benthe und Stade. Braunschweigs größtes Salzwerk
liegt bei Schöningen. Im letzten Jahrzehnt haben die Bohrungen auf Kali-
salz, das gesuchte Dungmittel der Landwirtschaft, zwar viele Enttäuschungen,
aber auch erstaunliche Erfolge gezeitigt. Kali wurde 1912 im Reiche ge-
fördert in 127 Schächten, davon 54 in der Provinz Sachsen, 34 in Hannover,
4 in Braunschweig, dazu werden so viele abgeteuft oder erbohrt, daß die Zahl
im Reiche 1915 wohl auf 200 gestiegen sein wird, von denen dann 69 in
Hannover, 9 in Braunschweig liegen würden. Der Absatzwert betrug 1912
allein aus den 94 Hauptschächten 178 Mill. M, und es wurden im ganzen
1911 9,3 Mill. Doppelzentner abgesetzt, davon 0,8 Mill. ans Ausland. Die
deutsche Landwirtschaft hat 1905 — 1910 über 300 Millionen^ für Kalidüngung
ausgegeben, und ihr jährlicher Verbrauch ist im letzten Jahrzehnt um 205 °/o
gestiegen. Hannover ist also ganz besonders mit diesem wichtigen Bodenschatze
gesegnet, namentlich in seinem südlichen Teile, und die fündigen Schächte reichen
bereits durch die Heide bis Verden, Lüneburg und Lüchow. — Der Rasen-
eisenstein wird wegen seiner mäßigen Güte wenig mehr benutzt, Eisen besserer
Art findet sich im Osnabrücker Berglande (S. 20), bei Peine (S. 16) und
im Harz (S. 8), dem überhaupt der größte Teil der Roherzeugung von
Erzen zufällt.
Für Eigenerzeugung von Silbererzen kommt der Oberharz überhaupt nicht mehr
in Betracht (f. S. 8), den größten Wert lieferte der Bezirk Clausthal 1911 mit
3,61 Mill. Mark in Zink- und 3,56 Mill. in Eisenerzen gegen 49 bzw. 130 Mill. des
Staates. — In Braunschweig arbeitet der Bergbau im Anteile am Kommuniongebiete
(s. S. 10) und auf Eisenstein in den Gruben von Hüttenrode und Jorge. Verarbeitet
werden die Erze in den Kommunionhütten und in den Eisenhütten zu Blankenburg,
Rübeland und Jorge.
8. Fabriken und Gewerbe. Weder Braunschweig noch Hannover sind,
verglichen mit dem Königreiche Sachsen, mit Westfalen und dem Rheinland,
Gewerbeländer ersten Ranges. Dennoch ist der Gewerbebetrieb mannigfaltig
und leistungsfähig und hat sich, dem Zuge der Zeit folgend, stärker entwickelt.
Cr blüht, wo sich Eisen und Kohlen finden, dann in den großen Städten oder
in ihrer Nachbarschaft (z. B. in Harburg, Wunstorf, Lehrte, Hemelingen), im
1 1 Kantje — 1 t Seepackung = 3/4 t Landpackung — 600 — 800 Stück Fische
— 98 Kg Fische.
Außer diesem gibt es in Preußen die Bezirke Bonn, Breslau, Dortmund, Halle.
4*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
8
Ii. Landschaftskunde.
Wenn auch das Gebirge, durch Brüche, die von Nw nach So laufen, steil ab-
gegrenzt, sich in seiner Gesamtheit als ein Glied des nach ihm benannten herzynischen
Streichens darstellt, so erweist sich doch in den älteren, tieferen Schichten das Gegenteil.
Unter den überlagernden Decken kommen zahlreiche Spuren des rheinischen Sw-No-
Streichens zutage, und auch der lange, einsame Rücken des „Ackers", südwestlich vom
Brocken, folgt dieser Richtung.
Im rauhen Oberharz gibt es keinen Kornbau mehr, auch der Unterharz liefert
nur spärlich Feldfrüchte; dafür aber besitzt namentlich jener herrliche Wiesen und
Weiden, und der prangende Wald nimmt 80% des Bodens ein. In düsteren Tannen-
Massen bedeckt er den Oberharz bis fast an den Gipfel des Brockens, als Laubwald
steigt er im Unterharz bis zu 500 m. Der Wald gewährt mit Waldarbeit, Köhlerei
und Holzfuhren einem großen Teile der Bevölkerung Unterhalt, ebenso die Viehzucht
auf dem Oberharz, und dazu spendet eine Erwerbsquelle die ständig wachsende Zahl
der Sommergäste in den zahlreichen Sommerfrischen und Kurorten. Von diesen liegen,
abgesehen von den sieben Bergstädten (f. u.), auf dem Unterharz Elbingerode
(hannoversch), im 11. Iahrh. von Transalbingiern aus Holstein gegründet, im Gebiete
des Brauneisensteins, der in Rothehütte in großartigen Werken verhüttet wird'
Hasselfelde, Rübeland^ an der Bode, Hohegeiß, mit 642 m höchstgelegene Ort-
schaft des ganzen Gebirges, die einen prächtigen Blick vom Brocken und Acker im W
bis an den Ramberg bietet, und Braunlage, anmutig am Fuße des Wurmberges —
die vier letzten braunschweigisch. Zu diesem Herzogtum gehören von dem etwa 2030 qkm
messenden Gebiete des Harzes 700, zu Anhalt 110, zu Preußen 1180 qkm, davon etwa
900 zu Hannover. Den Eintritt in das Innere des Gebirges erleichtern bereits fünf
Bahnen, es wird durchschnitten von der „Harz-Ouerbahn" Nordhausen-Ilfeld —
Drei Annen —Wernigerode. Um den Erwerbsverhältnissen des Oberharzes aufzuhelfen
und neue Industrien zu erschließen, wird die Bahn Goslar - Clausthal - Osterode —
Göttingen und auch eine zweite Querbahn geplant.
Vor allem aber ist vom Harzer der Beruf des Bergmanns, der im tiefen Erzgange
das „Fäustel" schwingt, bevorzugt. Die Urgebirgsmasse des Harzes birgt so ziemlich alle
Gesteine der Primärzeit^ der Erde, er ist für den Gesteins- wie den Pflanzen- und
Tierkundigen ein wahres „Naturalienkabinett". Es überwiegen Grauwacke und Schiefer,
im Oberharze viel Karbon, durchbrochen von vulkanischen Auswurfstoffen, wie Diabas,
Granit, Quarz-Porphyr und Basalt. Die drei bedeutsamen Punkte Brocken, Ramberg
und Kiffhäufer zeigen die gleiche Gesteinsbeschaffenheit. Um das Gebirge aber schlingt
sich ein Band von Kupferschiefer, dessen Ausbeute das Mansseldische zu demnächst
Spanien ersten Kupferlande von Europa gemacht hat. Der Oberharz besteht vor-
wiegend aus Kulm-Grauwacke, von Erzgängen durchsetzt, namentlich von silberhaltigen
Bleierzen, Zinkblende und Kupferkies. Diese Schätze auszunutzen, ist ein großartiges
Netz von Schächten bis zu 900 m Tiefe und von Stollen zur Bewältigung der unter-
irdischen Gewässer angelegt worden, und bedeutend ist auch die Arbeit, die an die
oberirdischen Gewässer mit Stauteichen und Leitungen gewandt ist, welche die Poch-
werke, Gaipel und „Künste" speisen. Trotz alledem droht dem Erzbergbau auf dem
Oberharz Erschöpfung, und eine Grube nach der anderen stellt ihren nur noch mit
großen Kosten aufrecht erhaltenen Betrieb als unlohnend ein. So kann der Ober-
harzer den zweiten Teil des Wunsches:
„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz?
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz!"
nur noch mit Wehmut sprechen. Alles müht sich jetzt, der bisher vom Bergbau aus-
kömmlich lebenden Bevölkerung andere Nahrungszweige zu finden.
1 Siehe Bilderanhang S. 66.
2 Die Geschichte von der Bildung unserer Erde wird in die Urzeit und vier weitere
Abschnitte von der Primär- bis Quartärzeit eingeteilt. Wir stehen in der letztgenannten.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]